11. November 1543 - Die Herrschaft Frauenberg wird offizieller Adelssitz und Allodial-Rittergut
Der Landvogt Albrecht Graf Schlick zu Passau behandelt die eingezogene Klosterherrschaft Frauenberg als erledigtes weltliches Lehen. So verkauft er es seinem langjährigen und amtsmüden Kanzler Hans von Wehlen als Erblehen (Allod - uneingeschränkter und vererbbarer Besitz). Am 11. November 1543 stellt der Landvogt für Hans v. Wehlen den Lehnsbrief aus.
Die Frauenberg´schen Besitzungen bei Krossen verkauft der Landvogt an die Herrschaft Krossen. Damit füllt der Landvogt seine privaten Kassen wieder auf, die durch sein verschwenderisches Leben und nicht zuletzt durch seine alchimistischen Versuche in finanzielle Schieflage geraten waren.
Der Frauenberg zählt seit 1543 zu den offiziellen Adelssitzen im Deutschen Reich. Der jeweilige Besitzer der Herrschaft Frauenberg gehört seit 1543 zur Rittertafel des Markgraftums Niederlausitz. Er ist mit Sitz und Stimme im Landtag der Niederlausitz vertreten. Sein Wappen ist im festlichen Huldigungssaal der Niederlausitzer "Stände" auf Schloss Lübben ausgehängt.
Sitzung der Niederlausitzer Ritterschaft im Schloss Lübben, darunter auch der Gutsherr auf Frauenberg
Der Landtag ist die höchste politische Zusammenkunft der Stände.
Die Stände der Niederlausitz sind relativ mächtig. Die Landesherren benötigen ihre Zustimmung für wichtige politische Entscheidungen bzw. die Erhebung von Steuern. 1598 erhalten die Niederlausitzer Stände das kaiserlich verbriefte Recht, den Kandidaten für das Amt des Landvogtes aus den eigenen Reihen vorschlagen zu dürfen.
nach 1543 - Herrschaft Frauenberg wechselt zum Kreis Luckau
Hans v. Wehlen ist der erste weltliche Besitzer nach Aufhebung des Klosters Frauenberg. Wegen des traditionell schlechten Verhältnisses zur benachbarten Stadt Lübben lässt er die Herrschaft Frauenberg aus dem Lübbener Verwaltungskreis herauslösen und dem Luckauer Kreis eingliedern. Dies wird erst 1816 unter preußischer Herrschaft revidiert.
Ausschnitt einer Landkarte der Niederlausitz (Original-Kupferstich von Matthias Seutter, um 1730)
Hans v. Wehlen nutzt seine guten Kontakte bei Hofe, um die Herrschaft Frauenberg dem Luckauer Kreis anzuschließen.
1631 - Herrschaft Frauenberg ist pleite
Mit dem 30jährigen Krieg (1618-1648) verschärft sich die wirtschaftliche Lage der Herrschaft Frauenberg. Die Verheerungen dieses Krieges treiben den letzten Gutsherrn der Familie v. Wehlen in den Ruin. Häufige Plünderungen und Brandschatzungen,
Ertragseinbrüche sowie unerschwinglich hohe Abgaben und Erpressungen führen zur völligen Überschuldung seines Rittergutes.
"Söldner plündern einen Bauernhof" - Zeitgenössische Darstellung von Sebastian Vrancx (1573-1647)
1635 - Kursachsen als neuer Landesherr
Mit dem Prager Frieden zwischen Österreich, Brandenburg und Sachsen wird der Spreewald im Verlauf des 30jährigen Krieges (1618-1648) unter Sachsen und Brandenburg
aufgeteilt. Dies ist die Gegenleistung dafür, dass Sachsen und Brandenburg von der protestantischen Seite zum Deutschen Kaisers gewechselt haben und jetzt gegen die Schweden kämpfen. Die Bevölkerungsverluste durch die Gewalt dieses Krieges sind enorm. In Brandenburg betragen sie 60 bis 90 %! 30 Jahre Krieg bedeuten wüste Felder und zerstörte Dörfer, verschwundene Menschen, verlorenes Wissen.
Der Frauenberg kommt unter kursächsische Landeshoheit.
1656 - Niederlausitz kommt an Herzogtum Sachsen-Merseburg
Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656) beschließt in seinem Testament die Teilung des albertinischen Territoriums. Das Hochstift Merseburg kommt dabei als wettinische Sekundogenitur an den drittgeborenen Sohn Christian. Dieser wird 1656 als Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg auch Markgraf der Niederlausitz.
Unter der Herrschaft von Christian I. und seinen Nachfolgern nimmt die Markgrafschaft einen deutlichen Aufschwung. Die infolge des 30jährigen Krieges zerstörte und entvölkerte Region erhält eine neue Verwaltungsstruktur. Die Niederlausitz wird ab jetzt nicht mehr von Landvögten der Könige bzw. Kurfürsten, sondern direkt von den Herzögen v. Sachsen-Merseburg verwaltet. Es wird einen aktive Siedlungspolitik betrieben.
1705 bis 1706 - Herrschaft Frauenberg mit russischem Heerlager
Einige mittel- und osteuropäische Mächte hatten spekuliert, den Schweden die Vorherrschaft im Ostseeraum zu entreißen. Die Gelegenheit schien günstig, nachdem Karl XII.
erst fünfzehnjährig auf den schwedischen Thron kam.
Während des nun folgenden Großen Nordischen Krieges schlägt Karl XII. von Schweden zunächst die Dänen und Russen (Peter der Große), danach Sachsen-Polen (August der Starke).
August der Starke muss auf die polnische Königswürde verzichten. Peter der Große erobert in der Zwischenzeit von den Schweden Karelien, Ingermanland und das Baltikum.
Damit besitzt Russland jetzt einen Ostseezugang. Hier gründet Peter der Große im Mai 1703 auf schwedischem Gebiet seine neue russische Hauptstadt "Petersburg".
Die Gutsherren auf Frauenberg (v. Schlieben und v. Stutterheim) müssen über viele Monate ein großes Heerlager der Russen, die unter dem Befehl des Generals Westromerski und des Obersten v. Belling stehen,
auf ihrem Steinkirchener Weinberg dulden.
1716 - Frauenberg in Fehde mit Lübben
Fehde zwischen den Gutsherren auf Frauenberg (v. Klitzing und v. Bredow) und der Stadt Lübben "wegen des zum Tischtrunk gebrauten und von der Bürgerschaft zu Lübben
weggenommenen Bieres". Die nachbarlichen Beziehungen zwischen dem Rittergut Frauenberg und der Stadt Lübben sind traditionell herzlich schlecht.
1756 - 1763 - Frauenberg mit Heerlager im Siebenjährigen Krieg (III. Schlesischer Krieg)
Mit Beginn des Siebenjährigen Krieges werden Lübben und Umgebung ab 29. August 1756 durch preußische Truppen überfallartig besetzt. Von hier aus rücken sie weiter gegen Dresden vor. Nach Kapitulation der sächsischen Armee bei Pirna am 16. Oktober 1756 wird Lübben preußische Garnisionsstadt.
Am 16. September 1757 dringen 32 österreichische und kroatische Husaren des habsburgischen Feldmarschallleutnants v. Hadick in Lübben ein, um die Anwesenheit preußischer
Truppen zu erkunden.
Diese waren jedoch längst abgezogen. Daraufhin kommen die kaiserliche Truppen nach Lübben.
Andreas Reichsgraf v. Hadick (1710-1790)
österreichischer General der Kavallerie und späterer Feldmarschall
Vom Frauenberg kommend gelingt ihm am Namenstag seiner Kaiserin Maria Theresia, dem 16. Oktober 1757, die Eroberung von Berlin. Dafür wird er von ihr mit dem Militär-Maria-Theresien-Orden ausgezeichnet.
Hadicks Truppen ziehen weiter über Königs Wusterhausen nach Berlin. Im wechselnden Kriegsglück gelingt es v. Hadick am 16. Oktober 1757, das ungeschützte Berlin für 24 Stunden zu besetzen. Die Zeit ist zwar knapp, da bereits preußische Truppen herbeieilen. Es reicht aber den Habsburgern, um die Berliner gehörig zu schröpfen.
Hadick verlangt rund 1 Millionen Taler Kontributionen. Doch sind die Berliner gewitzt genug, Hadicks Forderungen auf 300.000 Taler herunterzuhandeln. Immerhin arbeitet
die Zeit für sie. Letztlich muss sich v. Hadick mit 200.000 Talern zufrieden geben, denn seine Truppen müssen Berlin schnell räumen.
Daneben verlangt v. Hadick von den
Berlinern noch 24 Paar feine Lederhandschuhe. Diese möchte er seiner Kaiserin Maria Theresia als Souvenir aus Berlin, der Hauptstadt ihres Feindes, mitbringen.
Er erhält sie in einer eleganten Schachtel.
In Wien angekommen lässt es sich v. Hadick nicht nehmen, sein aus Berlin mitgebrachtes
Geschenk der Kaiserin persönlich zu überreichen. Er erntet dafür huldvollen
Dank von Maria Theresia. Doch nach kurzer Zeit gibt es am Wiener Hof lange Gesichter. Denn die gewitzten Berliner hatten ihnen ein Schnippchen geschlagen. Die 24 Paar
Handschuhe waren lauter linke!
Am 2. September 1758 besetzt der preußische Husarengeneral v. Zieten erneut Lübben. Seine Truppen lagern in der Stadt und beim Rittergut Frauenberg.
Hans Joachim v. Zieten (1699-1786)
Gemälde "Zieten bei Kath. Hennersdorf" von Werner Schuch
Friedrichs draufgängerischer Husarengeneral und alter Waffengefährte war nur im Krieg wirklich zu gebrauchen. Er siegte im Siebenjährigen Krieg bei Leuthen, Liegnitz und Torgau.
Seine Leistungen in Friedenszeiten waren schlecht und er war kaum befördert worden. Er war von schmächtiger Gestalt. Seine schwache Stimme war auf dem Exerzierplatz kaum
zu hören. Er kümmerte sich nicht um die Disziplin seiner Soldaten und trank selbst gern Alkohol. Seine Reizbarkeit und sein streitsüchtiges Naturell verwickelten ihn
in zwei Duelle. Dies brachte ihm Festungshaft und zeitweilige Entlassung aus dem Heer ein.
Umso mehr lief er in den Kriegen zur Hochform auf.
Die Husaren wurden unter Zieten eine einfallsreiche und schlagkräftige Truppe. Ihre Tapferkeit wurde das auslösende
Moment für die Erneuerung der gesamten preußischen Kavallerie, die zuvor im Einsatz immer nur schwache Leistungen gezeigt hatte. Bis dahin taugte in der preußischen Armee nur die
vom Vater ("Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I.)
aufgebaute Infanterie, die in den Schlachten stets die Kastanien aus dem Feuer holen musste.
Zieten wurde auch wegen seiner volkstümlich-schrulligen Art populär.
Am 5. September 1758 trifft auch der preußische König mit Teilen seines Garderegiments ein und bezieht Quartier im Schloss Lübben.
Gutsherr v. Klitzing auf Frauenberg erscheint neben den anderen Rittergutsbesitzern zur Vorstellung bei Friedrich dem Großen.
Friedrich II. der Große, König von Preußen (1712-1786)
"Friedrich II. in der Schlacht bei Kunersdorf" Kupferstich von Ringk nach der Zeichnung von Schadow
Im Gegensatz zu seinen verfeindeten königlichen bzw. kaiserlichen "Kollegen" führt er seine Kriege immer persönlich und teilt stets die Entbehrungen und Gefahren
mit seinen Soldaten. Denn in seinem Grundverständnis ist er in jeder Beziehung der erste Diener seines Staates. Es grenzt an ein Wunder, dass Friedrich die vielen Schlachten mit
Ausnahme von ein paar Streifschüssen unversehrt überlebt.
Während der Schlacht von Kunersdorf gegen das vereinigte österreichisch-russische Heer werden Friedrich II. nacheinander 2 Pferde unter dem Sattel erschossen. Eine feindliche Kugel prallt an der legendär gewordenen Tabaksdose ab. (Ein Beweis, dass Nikotinkonsum zuweilen doch gesundheitsfördernd sein kann.)
Nur die tollkühne Rettung durch Rittmeister Joachim Bernhard v. Prittwitz bewahrt Friedrich vor der Gefangennahme.
Friedrich II.´ außergewöhnliches Stehvermögen in hoffnungslosen Lagen bringt seinem Land letztlich den Sieg.
Nach der am 12. August 1759 von Friedrich II. verlorenen Schlacht von Kunersdorf lassen preußische Offiziere die Verwundeten und Kranken in den Niederlausitzer Städten
unterbringen. Der kaiserliche General v. Seckendorf besetzt, von Vetschau kommend, Lübben. Er verlässt die Gegend jedoch schnell wieder, als ihm seine Vorposten das
Herannahen des preußischen Königs mit den Resten seiner geschlagenen Truppen aus dem Raum Beeskow melden. Friedrich II. denkt nach der vernichtenden Niederlage von
Kunersdorf zunächst an Selbstmord. Er hält alles für verloren.
Den Russen und Österreichern steht der Weg nach Berlin offen. Doch ihre Uneinigkeit verhindert eine strategische Ausnutzung des Sieges von Kunersdorf. In einem Brief an seinen Bruder Heinrich vom 1. September 1759 schreibt Friedrich zum überraschenden Abzug der Allianz in Richtung Sachsen: "Ich verkündige Ihnen das Mirakel des Hauses Brandenburg".
Friedrich versteckt sich vom 10.-16. September 1759 in der Waldower Mühle bei Straupitz. Die gesamte Versorgung des Königs und seines Generalstabes wird von Lübben aus sichergestellt.
Seine Armee wird inzwischen auf 33.000 Mann zusammengezogen und eine Riegelstellung bei Fürstenwalde eingenommen. Somit bleibt die größte Niederlage der preußischen Armee im Siebenjährigen Krieg ohne Folge für den Kriegsverlauf.
Am 3. Oktober 1760 wird Lübben erneut von österreichischer Kavallerie besetzt, die zum Korps des Feldmarschalls v. Lacy gehört. Die Österreicher ziehen weiter in Richtung
Berlin. Hier vereinigen sie sich mit den russischen Truppen und besetzen gemeinsam die preußische Hauptstadt.
Am 16. Oktober 1760 quartiert sich der preußische König Friedrich II. erneut in Lübben ein. Große Teile seiner Truppen werden in Lübben und Umgebung, so auch am Frauenberg
stationiert, um sich hier für die Fortführung des Krieges zu rüsten.
Bis Kriegsende am 12. Februar 1763 bleibt die Niederlausitz unter preußischer Besatzung. Das Land wird ausgepresst und finanziell ruiniert.
Friedrich II. erpresst 1761 vom Gutsherrn auf Frauenberg sowie den anderen Niederlausitzer Ständen Brandschatzungsgelder. Das Brandschatzen ist seinerzeit eine
gängige Methode, um von einem Feind, z.B. einer Stadt, eine Abgabe (Schatzung) zu erpressen. Bei Nichtzahlen des zuvor geschätzten Wertes der Gebäude wird mit In-Brand-Stecken gedroht. So befiehlt Friedrich auch die
Einäscherung des Ständehauses neben dem Schloss Lübben, da Stände und Lübbener die geforderten 20.000 Taler nicht sofort aufbringen können.
Der preußische Dragonermajor von Marschall wird mit der Durchführung befohlen. Diesem tun jedoch die Lübbener leid und er stellt kurzerhand einen Wechsel über sein
Privatvermögen in der geforderten Summe aus. Dieser Wechsel wird Friedrich zugesandt und damit das Ständehauses gerettet.
Gottfried Ephraim Lessing verwendet später diese Anekdote in seiner "Minna von Barnhelm". Wahrscheinlich hat ihm sein Verleger Voß, ein Lübbener, die Geschichte erzählt.
Lessing macht aus dem preußischen Dragonermajor von Marschall, der von seinen
Kameraden wegen seiner Schießkünste "Tell" genannt wurde, den Dragonermajor "von Tellheim". Die Begebenheit findet sich im 4. Akt, 6. Auftritt.
Das Ständische Landhaus in Lübben ist über Jahrhunderte Verwaltungssitz für die Niederlausitz. Hier tagt auch der Landtag.
Durch "Minna von Barnhelm" geht das Ständehaus in die Weltliteratur ein.
Auch der Gutsherr auf Frauenberg wird 1762 hier festgehalten, um Brandschatzungsgelder von ihm zu erpressen.
Der preußische Generalmajor v. Schmettau richtet in Lübben das Hauptquartier seiner Besatzungstruppen der Niederlausitz ein. Seine Forderungen zur Versorgung der Truppe
sind unerfüllbar hoch. Selbst die Arretierung der Ständischen Vertreter am 3. März 1762 kann daran nichts ändern. Am 16. Dezember 1762 versucht der
preußische Generalmajor v. Möllendorf, die Ständischen Vertreter wiederum zu unerfüllbaren Abgaben zu erpressen. Der Gutsherr auf Frauenberg und die anderen im Speisesaal
des Ständehauses versammelten Stände werden hier bei Wasser und Brot sowie einer Schütte Stroh arretiert. Sie sollen erst wieder freigelassen werden,
wenn alle Forderungen erfüllt sind. Nach 4 Tagen geben die Ständevertreter ihr Ja-Wort.
Obwohl preußische Offiziere mit Plünderungen und Exekutionen drohen, kommen die Lieferungen nicht recht zustande. Mehrere Bauern fliehen.
Erst die ab dem 31.12.1762 beginnenden Friedensverhandlungen in Hubertusburg machen den Drohungen ein Ende.
1782 - Frauenberg im Streit mit Lübben
Spannungen zwischen dem Rittergut Frauenberg unter seinem neuen Gutsherrn, dem Geheimen Kriegsrat, Konsistorialrat, Landgerichtsassessor und Amtshauptmann Johann Karl Gottlob Ritter v. Walther und Cronegk und der Stadt Lübben, nachdem Lübbener Bürger die
gesamte Frauenberger Schafherde auf dem Pfaffenberg gepfändet hatten.
1787 - Frauenberg wieder im Streit mit Lübben
Erneuter Streit zwischen Rittergut Frauenberg und Stadt Lübben wegen des Weidens Frauenberg´scher Rinder auf den von Lübben beanspruchten, zwischen den Spreearmen und hinter dem kleinen Hain gelegenen Wiesen. Die Grenzstreitigkeiten, Holzungs- und Hutungsrechte bleiben auch künftig ein Dauerbrenner im Streit zwischen Herrschaft Frauenberg und Stadt Lübben.
Die Flächen zwischen den Wasserarmen im Spreewald werden teilweise vom Rittergut Frauenberg sowie der Stadt Lübben beansprucht.
Im Hintergrund ist die Lübbener Stadtkirche, errichtet aus den Steinen des abgebrochenen Klosters Frauenberg, zu sehen.
1800 - Frauenberg an Dr. Rosenfeld
Neuer Gutsherr auf Frauenberg wird Dr. phil. Felix Rosenfeld, königlich preußischer Archivar in Marburg/Lahn, der mit Emma v. Boxberg verheiratet ist. Dr. Rosenfeld übernimmt die Herrschaft Frauenberg von seinem Schwager, dem Hauptmann v. Boxberg, der wiederum mit Ritter v. Walther und Cronegk verschwägert ist.
Schlacht von Jena und Auerstedt
Die Söhne und Erben des Ritters sterben beide als Offiziere in preußischen Diensten. Der jüngere und letzte Sohn, Hans Heinrich Ritter v. Walther und Cronegk, fällt als preußischer Oberleutnant und Brigade-Adjudant in der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 bei Jena.
Dr. Rosenfeld stößt die Herrschaft Frauenberg jedoch schnell wieder ab. Mit seinem plötzlichen Weggang im Jahre 1802 ist auch das gesamte Gutsarchiv verschwunden.
1802 - Erneute Fehde zwischen Frauenberg und Lübben
Der neue Rittergutsbesitzer, Advokat Kämpfe, wird von der Lübbener Bürgerschaft wegen des Weidens seiner Schafherde auf den umstrittenen Feldern befehdet.
1812 - Frauenberg von Franzosen geplündert, erneut am Ruin
Frauenberg wird ebenso wie Lübben und die umliegenden Dörfer von napoleonischen Truppen geplündert, die nach Russland weiterziehen. Interessant daran ist, dass Frauenberg zu Sachsen gehört. Und Sachsen ist eigentlich Verbündeter der Franzosen!
Die Gutsherren auf Frauenberg können das Gut in den Kriegszeiten nicht lange halten. Die Zeit der napoleonischen Besetzung und der Befreiungskriege bringen das Rittergut erneut in den Ruin.
21. Juli 1813 - Napoleon in Lübben
Napoleon I. weilt vor der Völkerschlacht von Leipzig in Lübben, um die Verteidigungsfähigkeit der Stadt gegen die inzwischen verbündeten Preußen und Russen zu prüfen.
Napoleon I. (nach einem Porträt von L´ Allemand)
Mit Sicherheit hat Napoleon bei der Beurteilung des Geländes auch die Herrschaft Frauenberg als westliches Vorfeld von Lübben besichtigt.
Napoleon entscheidet
sich gegen eine Verteidigung der Stadt, da das Spreewald-Gelände die optimale Entfaltung seiner Truppen nicht zulässt.
Sachsen steht ebenso wie Bayern zu dieser Zeit noch am falschen Ort, nämlich auf Napoleons Seite. Beide Länder haben sich damit von Napoleons Gnaden die Königswürde erkauft und nennen sich jetzt "Königreiche". Sachsen wird dafür nach Napoleons endgültiger Niederlage als Verlierer geschröpft.
1815 - König v. Preußen als neuer Landesherr
Nach Napoleons endgültiger Niederlage bei Waterloo kommt das Markgraftum Niederlausitz durch den Wiener Kongress wieder an die Mark Brandenburg, d.h. an das Königreich Preußen.
Der eigenständige Gutsbezirk Frauenberg gehört zunächst noch zum Luckauer Kreis.
1816 - Gutsbezirk Frauenberg wird wieder dem Lübbener Kreis zugeordnet
Entgegen dem traditionell schlechten Verhältnis zwischen Frauenberg und Lübben wird der Gutsbezirk Frauenberg 1816 aus geographisch-praktischen Gründen vom Luckauer Kreis wieder dem Lübbener Kreis innerhalb des Markgraftums Niederlausitz zugeordnet.
1819 - Frauenberg an Herrn Lauterbach
Die Zeit der Napoleonischen und Befreiungskriege hat die wirtschaftlichen Grundlagen des Rittergutes Frauenberg (wie des ganzen Landes) zerrüttet. Hinzu kommen katastrophale Mißernten in den Jahren 1816 und 1817. Die einst so begüterte, nunmehr zusammengeschmolzene Herrschaft landet vor dem Appelationsgericht zu Frankfurt/Oder zur Versteigerung.
Friedrich Lauterbach ersteigert das Rittergut Frauenberg vor den Toren der Stadt Lübben für 10.175 Thaler.
15. Dezember 1854 - Abschaffung der Patrimonialgerichtsbarkeit des Rittergutes
Mit Einführung der Verfassung in Preußen infolge der bürgerlichen Revolution von 1848 wird die Rechtssprechung (Patrimonialgerichtsbarkeit = 1. Instanz des feudalen Rechtssystems) und die Polizeigewalt der Rittergutsbesitzer abgeschafft.
1905 - Rittergut Frauenberg im königlichen Besitz
Die Herrschaft Frauenberg wird Besitztum des Landesherrn. Der kinderlose Rittergutsbesitzer Reiche verkauft es der preußischen Provinz Brandenburg.
Der Ertrag des Rittergutes wird vornehmlich für die königliche Sozialpolitik verwendet.
nach 1905 - Rittergut Frauenberg wird Mustergut in Preußen
Das Rittergut Frauenberg wird unter Ökonomierat Robert Freytag (Rittergutsbesitzer auf Roitz bei Spremberg und Direktor der dortigen Landwirtschaftsschule der Provinz Brandenburg, die seinerzeit als die beste Landwirtschaftsschule Preußens angesehen wird) ein Vorzeigeprojekt für erfolgreiche Landwirtschaft in ganz Preußen. Ungewöhnliche und moderne Methoden der Bodenkultivierung, Melioration und Abwasseraufbereitung sowie der Feldbauversuchsgarten und der Viehzuchtbetrieb locken hochrangige Besucher an:
Dazu zählen der Oberpräsident der Provinz Brandenburg v. Trott zu Solz (1906) und Dr. v. Conrad (1910), eine Deputation der Königlich Bayerischen Staatsregierung (1908), der Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen mit einigen Räten (1908) und der Landeshauptmann der Provinz Hannover mit einigen Räten (1908).
28. Juni 1911 - Rittergut Frauenberg mit hohem Besuch
Das Projekt Frauenberg der preußischen Provinz Brandenburg gilt als Musterbeispiel für zukunftsgerichtete Landwirtschaft in ganz Preußen. Am 28. Juni 1911 weilen sämtliche Landeshauptleute bzw. Landesdirektoren des Königreichs Preußen mit ihren Herren Räten im Gefolge zur Besichtigung auf dem Rittergut Frauenberg. Die Führung übernimmt Ökonomierat Robert Freytag.
Selbst die benachbarte Stadt Lübben hat sich herausgeputzt. Das "Lübbener Kreisblatt" berichtet: "Anlässlich diesen hohen Besuches prangt unsere Stadt in reichem Flaggenschmuck".
1913 - Schlossumbau Frauenberg beendet
Bereits nach dem Kauf der Herrschaft Frauenberg hat die preußische Provinz Brandenburg als neuer Gutsherr Bedarf an umfassenden baulichen Erweiterungen.
Der Schlossumbau von 1913 erfolgt in repräsentativer, barocker Schlossarchitektur. Charakteristisch ist die symmetrische, dreigeschossige Dreiflügelanlage mit harmonischen Proportionen und dem hohen Mansarddach. Das Hauptgebäude und die 2 Seitenflügeln umschließen den sogenannten Ehrenhof. Der Mittelrisalit des Hauptgebäudes mit seinem Dreiecksgiebel ist sogar 4-, die Risalite an den Eingangsportalen der Seitenflügel mit ihren Lünettengiebeln sind 3-geschossig ausgeführt. Das Schloss ist mit der Front zu den Spreewiesen und zum Spreewald nach Osten ausgerichtet.
Erster Nutzer des Rittergutes Frauenberg wird - wenn auch für kurze Zeit - die "Brandenburgische Idiotenanstalt" in Lübben. Diese hat sich nach dem feudalen Prinzip durch Eigenversorgung wirtschaftlich selbst zu tragen. Dafür stellt ihr die Provinz Brandenburg das Rittergut Frauenberg zur Verfügung. Denn Arbeitskräfte für die Feldarbeit hat die Anstalt genug.
1914 - 1918 - Frauenberg im I. Weltkrieg
Das Schloss Frauenberg wird während des I. Weltkrieges an das DRK verpachtet. Es wird ein Lazarett eingerichtet.
Die landwirtschaftliche und administrative Arbeit im Gutsbezirk Frauenberg läuft unter Kriegsbedingungen weiter. Die Herrschaft Frauenberg ist an der Mobilmachung 1914 beteiligt. Die wehrpflichtigen Männer sowie vorgemusterte Pferde und Transportmittel werden an die Front geschickt.
Ökonomierat Robert Freytag fällt bereits in den ersten Kriegstagen an der Front. Seine Tochter, jetzt Gräfin v. Luckner, übernimmt mit ihrem Mann das Rittergut Roitz. Sie hatte 1913 den Bruder des späteren "Seeteufels" Felix Graf v. Luckner geheiratet. Der "Seeteufel" wird nach dem I. Weltkrieg wegen seines abenteuerlichen und erfolgreichen Kaperkrieges weltberühmt.
Das Arbeitsamt Berlin schickt Arbeitskräfte zum Frauenberg. Es sind regelmäßige Abgaben und Meldungen über Pferde- und Viehbestand, Brot-, Getreide- und Mehlvorräte zu leisten. Sogar Obstbäume werden erfasst. Alles Entbehrliche wird einkassiert. Dazu kommen mehrere Spendenaufrufe für Geld, Wollsachen und wollene Unterkleidung.
2. März 1920 - Gutsbezirk Frauenberg zur "Rindviehlieferung für den Feindbund" gezwungen
Im Rahmen des Deutschland aufgezwungenen Friedens von Versailles müssen auch Rinder als Reparationsleistung an die Entente-Mächte geliefert werden. Das Rittergut Frauenberg ist 1919 und 1920 davon betroffen. Die von einer speziellen Kommission vorgemusterten Kühe und Färsen werden für die Reparationsleistung ausgewählt und müssen zu Einheitspreisen abgegeben werden. Der Einheitspreis beträgt für Milchkühe und Färsen 3960 Mark, für Jungrinder 1800 Mark.
Bei Verstecken des Viehs vor der Musterungskommission bzw. Verweigerung der Herausgabe wird angedroht, dass die Rinder dann zwangsweise zu einem deutlich geringeren Preis abgenommen werden.
Das Rittergut Frauenberg wird nach dem I. Weltkrieg erneut von der "Brandenburgischen Idiotenanstalt" zur Eigenversorgung bewirtschaftet. Diese wird während der Weimarer Zeit dann (politisch korrekt) in "Landesklinik" umbenannt.
22. April 1920 - Jagdbezirk Frauenberg wird aufgelöst
Mit dem Tod des ehemaligen Rittergutsbesitzers Oswald Reiche endet auch dessen Jagdpachtvertrag am 30. September 1919. Seit dem 1. Oktober 1919 ist die Eigenjagd des Gutsbezirks Frauenberg unbenutzt.
Am 22. April 1920 wird die Gutsjagd Frauenberg vorbehaltlich des Einspruchsverfahrens dem Bezirk V der Gemeindejagd Lübben angeschlossen. Der Provinzialverband widerspricht diesmal nicht.
Jagdpächter auf Frauenberg ist der Fabrikbesitzer W. Kraushaar aus Berlin-Karlshorst. Direktor Kraushaar betreibt seit 1920 eine der weltweit modernsten Akkumulatorenfabriken, die Accumulatoren-Fabrik A.G. Berlin-Hagen, VARTA-Werk Berlin-Oberschöneweide. Kraushaar ist nach den Ideen von Henry Ford einer der Pioniere der Fließbandarbeit. In seinem Werk werden VARTA-Akkumulatoren (Rundfunkbatterien und gepresste Blockkästen) in Bandarbeit produziert. Bereits 1920 wird im ersten Schritt bei halben Personalkosten die 6fache Menge an Batterien im selben Raum und unter einer Verbilligung auf 30 % hergestellt. Bis 1924 ist sein Werk bereits zu 90 % auf Bandarbeit umgestellt.
1923 - erneute Nutzungsänderung von Schloss Frauenberg
Die Sparkommission des Brandenburgischen Provinzial-Landtags beschließt im Herbst 1923 die Schließung der Idiotenanstalt Lübben, die das Rittergut Frauenberg zuletzt zur Eigenversorgung genutzt hatte. Dies liegt nicht allein an der wirtschaftlich schweren Zeit und fehlenden Mitteln für Sozialpolitik. Mit der Herauslösung von Groß-Berlin aus der Provinz Brandenburg kommen deutlich weniger Geisteskranke nach Lübben. Berlin macht jetzt seine eigene Politik. Dazu zählen auch eigene Anstalten.
Die Insassen der Anstalt Lübben werden ins Promnitz-Schloss nach Sorau verlegt. Das ehemalige Schloss der Reichsgrafen v. Promnitz gehört jetzt ebenfalls der Provinz Brandenburg und dient als Idiotenanstalt (später umbenannt in Landesklinik).
Schloss Frauenberg beherbergt jetzt ein Mütter- und Säuglingsheim. Der Landwirtschaftsbetrieb Frauenberg wird von der Provinz Frauenberg in den Notzeiten weiter betrieben.
1925 - Umbau von Schloss Frauenberg zum Krankenhaus
In der SPD-geführten Weimarer Republik besteht für das im staatlichen Besitz befindliche Herrenhaus Frauenberg kaum noch Bedarf an der ursprünglichen Funktion. Es wird zum Krankenhaus umgebaut. Insbesondere die großzügige Schlossinnenarchitektur erfährt eine grundlegende funktionale Änderung. Auf ästhetische Belange wird dabei keine Rücksicht genommen.
1927 - Presse-Kampagne gegen die Niederlausitzer Stände
Die Tagespolitik der Weimarer Republik, der die erzkonservativen und noch immer schwarz-weiß-rot flaggenden Stände ein Dorn im Auge ist, setzt im Jahre 1927 die Abschaffung der Gutsbezirke und deren Einverleibung in die Städte und Gemeinden in Deutschland per Gesetz durch. Für die Landstände und die Rittergüter bedeutet dies nach der Abschaffung des Adels 1919 im Prinzip das endgültige Ende als (kommunal-)politischer Faktor.
Auch die Weimarer Presse entdeckt das Thema der feudalen Stände in Preußen und schlachtet es genüsslich aus.
Ausgabe des "Berliner Morgen" - Zeitung vom 31.Dezember 1927 -
Der Leitartikel "Markgraftum Niederlausitz - Noch ein Stück Mittelalter in Preußen" endet mit der Frage "Wann wird mit diesem mittelalterlichen Gerümpel vor den Toren Berlins aufgeräumt werden?"
18. November 1927 - Abschaffung der Nachtwache im Gutsbezirk Frauenberg
Der Kreisausschuss des Kreises Lübben beschließt, dass der Gutsbezirk Frauenberg gemäß § 26 Abs.3 (?) bis auf weiteres von der Pflicht zur Haltung einer Nachtwache befreit ist.
Das entsprechende Schreiben geht an den "Gutsvorsteher über Frauenberg".
1928 - Zwangsweise Auflösung des Gutsbezirks Frauenberg
Gemäß der neuen Gesetzeslage wird 1928 der bisher eigenständige Gutsbezirk Frauenberg aufgelöst. Die Gemeinde Frauenberg (56 Einwohner) besteht zunächst noch selbständig weiter.
Am 14. Januar 1928 teilt die Ständevertretung dem Landrat des Landkreises Lübben lapidar mit, "sich trotz grundsätzlicher Bedenken dem Zwange der neuen Gesetzeslage zu fügen und der Auflösung des Gutsbezirkes ... und seiner Eingemeindung in die Stadt Lübben zuzustimmen". Seit 1928 müssen dann auch die Niederlausitzer Stände ihre Zwangsauflösung durch den Staat ständig befürchten. Mehrere Anwälte werden mit dem Problem beschäftigt, aber alle kommen zu dem gleichen Schluss: die Auflösung lässt sich nur "durch Anpassung an die Interessen der Machthaber" (d.h. der SPD) verhindern. Die "Rettung des Markgraftums" wird nun durch eine "formelle Demokratisierung der Satzung" unter Beibehaltung des maßgeblichen Einflusses der konservativen Ständevertreter versucht. Gleichzeitig kursieren Entwürfe für eine Nachfolgeorganisation der Ständevertretung als Verein oder Stiftung, um wenigstens das Vermögen der Stände und eventuelle Einflussmöglichkeiten zu retten. Das Ständehaus wird am Verfassungstag 1929 erstmals schwarz-rot-gold beflaggt.
4. Januar 1929 - Frauenberg wird der Stadt Lübben zwangsweise eingemeindet
Die Stadtverordneten genehmigen unter Vorbehalt die Eingemeindung des Rittergutes Frauenberg als westlichen Stadtteil von Lübben/Spreewald. Erst am 15. März 1929 beschließen sie die endgültige Eingliederung von Frauenberg zur Stadt Lübben.
Eine detaillierte Adels- und Rittergutsgeschichte ist in den Büchern zum Frauenberg (siehe
Buchankündigungen
)
zu finden.
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